Versorgung durch Haus- und Fachärzte in der Fläche: das Problem liegt im System!

(Fast) alle Parteien, die sich bei der Landtagswahl zur Wahl stellen, versprechen eine bessere Versorgung durch Haus- und Fachärzte in der Fläche. Guido Zumbusch, Direktkandidat in Brandenburg an der Havel, verheiratet mit einer Hausärztin,  meint: „Das ist blanker Populismus! Es werden Dinge versprochen, die nicht eingehalten werden können! Zuerst einmal, Gesundheitspolitik ist Bundessache. Die Länder haben da nur wenig Möglichkeit, direkte Maßnahmen zu ergreifen.“ So Zumbusch.

In der Politik würde immer nur von Krankenhäusern gesprochen. Die sehr klinikorientierte Gesundheitspolitik lasse völlig außer Acht, dass vor allem die niedergelassenen Ärzte den Großteil der medizinischen Versorgung leisten. Im Schnitt bearbeiten diese pro Jahr in Deutschland ca. 600 Millionen Fälle. Das sind, auf die Gesamtbevölkerung gerechnet, etwa 7,5 Fälle pro Einwohner.

Wo man sich niederlassen darf, die sogenannten Arztsitze, bestimmen die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV), die nach Bundesländern organisiert sind.
In Brandenburg an der Havel, wo angeblich eine Überversorgung mit Hausärzten besteht, müssen Patienten teilweise Monate auf Termine warten. Neuaufnahmen als Patient sind fast unmöglich! Aber es gibt keine neuen Arztsitze.

Das hat einen Grund: Die Kassenärzte werden alle gemeinsam aus einem Topf bezahlt, dessen Volumen nicht nur begrenzt ist, sondern der auch rückwirkend berechnet werden kann. So hat die KV Brandenburg das Budget für 2024 RÜCKWIRKEND auf 93% gesetzt. Das heißt, dass die Niedergelassenen Ärzte im Land Brandenburg erfahren haben, dass sie für die Arbeit, die sie bisher geleistet haben, rückwirkend 7% ihrer Einkünfte abgezogen bekommen.

Der Topf, aus dem die Ärzte bezahlt werden, wird von den Krankenkassen mit den KVen pro Land gesondert verhandelt. Maximal zulässig ist eine Steigerung von 2% pro Jahr. Die Kosten der Niedergelassenen Ärzte sind aber durch Gehälter, Gebühren, Energie, Bürokratieaufwände, Telematikstrukturen, etc. sind etwa um 16% gestiegen.

Das heißt, dass die Honorare von Niedergelassenen Ärzten sinken.

Aber die Honorarsituation ist nicht allein entscheidend.

Nach Jahrelanger Ausbildung möchte sich jemand als Arzt in einer Gegend niederlassen, wo es eine gute Auswahl an Kindergärten, Schulen, kulturellem Angebot, ÖPNV-Infrastruktur und öffentlicher Verwaltung gibt. In den ländlichen Gebieten Brandenburgs ist nichts davon gegeben. Es mag einzelne Kommunen oder Kreise geben, wo es ein gutes Angebot gibt, aber man muss generell festhalten, dass es schlicht nicht attraktiv ist, sich im ländlichen Raum Brandenburgs anzusiedeln!

Wenn man zwischen 50.000 und 150.000 Euro investiert, um sich überhaupt anzusiedeln, ohne Hauskauf, wohlgemerkt, dann möchte man auch, dass man in der Gemeinde angenommen und akzeptiert wird (auch das ist ein Problem), und man auch neben der Arbeit ein erfülltes, ansprechendes und gutes Leben führen und seine Kinder vernünftig großziehen kann.

Infrastruktur, Kultur, soziales Umfeld, Bildung, ÖPNV, das sind alles landespolitische Themen, die man anfassen muss, wenn man möchte, dass sich Ärzte gerne ansiedeln wollen.

Plus Brandenburg hat genau diese Themen im Fokus, aber auch wir können nicht behaupten, dass wir die Ärztliche Versorgung in der Fläche verbessern können.

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